Hindernisse bei PPAs für KMU: Newsletter-Artikel für den VEA

David Budde

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September 2, 2024

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Logo des VEA (Bundesverband der Energie-Abnehmer)

Für den Newsletter des Bundesverbands der Energie-Abnehmer (VEA) hat David Budde, Gründer und CEO von trawa, über die Hürden gesprochen, die mittelständische Unternehmen überwinden müssen, um Power Purchase Agreements (PPAs) abzuschließen:

Welche Hürden sehen Sie derzeit - auf der Angebots- oder Nachfrageseite - bei PPA für KMU?

PPAs werden heute hauptsächlich von Großkonzernen abgeschlossen. Gängige Stromabnahmemengen von Mittelständlern mit jährlich weniger als 5 GWh liegen vielfach unterhalb der Mindestabnahmemenge von Erzeugern – hier sprechen wir typischerweise von über 10 GWh für einen einzelnen PPA. Dementsprechend sind PPAs bilateral nicht kleinteilig genug handelbar und viele mittelständische Unternehmen fallen als mögliche Abnehmer durchs Raster. Dadurch können Unternehmen oft auch nicht von der Mischung aus Wind- und Solar-PPAs profitieren. Dabei können durch die Zusammenfassung von Erzeugungsprofilen Risiken reduziert werden.

Zudem sind die gängigen Laufzeiten von PPA-Verträgen mit oft 10 Jahren zu lang. Viele mittelständische Unternehmen können nicht genau einschätzen, wie sich der Markt und ihr Verbrauch entwickeln werden. Sie wünschen sich deshalb kürzere Laufzeiten, um auch kurzfristig auf Veränderungen reagieren zu können.

Außerdem sind PPAs komplex. Vielen Unternehmen fehlt die Erfahrung bei der Bewertung von Preis- und Mengenrisiken und damit die Grundlage für eine fundierte Entscheidung. Das spiegelt sich auch in der Vertragsgestaltung wieder. Die Heterogenität der Bedürfnisse individueller Unternehmen resultiert in hohen Transaktionskosten. Dadurch wiegt der Aufwand den Ertrag bei Mitttelstands-PPAs oft noch nicht auf.

Auch die Finanzierung ist herausfordernd. Die Anforderungen von Banken an die Kreditwürdigkeit und die Sicherheitseinlagen der Energieabnehmer sind vor allem beim Abschluss von Neuanlagen-PPAs starr. Das kann einem erfolgreichen Vertragsabschluss im Weg stehen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Mittelständler mit einem jährlichen Verbrauch von weniger als 50 GWh haben heute flächenmäßig noch keinen Zugang zu PPAs. Das will trawa ändern.

Wie können diese Hürden (politisch) beseitigt werden?

Insgesamt sollten der individuelle Stromeinkauf auf Unternehmensseite optimiert und die politischen Anreize für PPAs weiter ausgebaut werden. Viele Hürden können marktseitig adressiert werden. Die Mindestabnahmemengen lassen sich etwa durch Einkaufsgemeinschaften reduzieren. Mehrere Unternehmen können sich zusammenschließen und so gemeinsam die Mindestmengen für einen PPA-Vertrag erreichen. Das erfordert ein hohes Maß an Organisation. Deshalb wäre ein Intermediär als Vertragspartner sinnvoll, der Verträge standardisiert und so die Komplexität für die Abnehmer reduziert. Ein Intermediär kann außerdem Strukturierungsdienstleistungen übernehmen, also Fehlmengen und Überschüsse, die nach der PPA-Erzeugung verbleiben, zu- und verkaufen. Und auch die Interessenvertretung von Mittelständlern gegenüber Energieproduzenten würde von einem Intermediär profitieren. Dadurch können Unsicherheiten überwunden und die Vorteile von PPAs optimiert werden. Eine Annäherung an die Vertragslaufzeiten wäre etwa durch einen Einstieg über Anlagen möglich, die perspektivisch aus der EEG-Förderung fallen. Diese erlauben PPAs mit kürzeren Laufzeiten und geringeren Anforderungen an die Kreditwürdigkeit sowie die notwendigen Sicherheiten.

Politisch ist gerade viel Bewegung in der Diskussion. Es ist schön, dass sich die Europäische Kommission und die Bundesregierung für eine Stärkung von PPAs aussprechen. Im Arbeitspapier zum Industriestrompreis schreibt das Wirtschaftsministerium sogar explizit, dass mittelständische Unternehmen einen besseren Zugang zu PPAs bekommen sollen. Ich halte vor allem Bankgarantien für sinnvoll – beispielsweise von einem staatlichen Finanzinstitut in Zusammenarbeit mit einem Versorgungsunternehmen oder einer Plattform für Stromabnahmeverträge. Wie das funktionieren kann, zeigt zum Beispiel das norwegische Finanzinstitut EKSFIN. Derartige Garantien eignen sich besonders für Unternehmen, die nicht über ein Investment-Grade-Rating verfügen, aber ein passendes Verbrauchsprofil für PPAs haben.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach der PPA-Markt im Hinblick auf KMU entwickeln? Wird die diskutierte Einführung von CfDs Ihrer Meinung nach ein Hindernis für den PPA-Markt darstellen?

Der steigende Nachhaltigkeitsdruck von Unternehmen wird die PPA-Nachfrage aus dem Mittelstand weiter fördern. Denn ein ideal dimensioniertes Portfolio von PPAs ermöglicht geringere Durchschnittskosten bei vergleichbarer Preisstabilität und höherer Grünstromqualität. Das deckt sich auch mit der Einschätzung vieler Forschungsunternehmen. Die renommierte Energieberatung Aurora Energy rechnet etwa mit einem neuen Hoch an PPA-Abschlüssen im Jahr 2023 und weiterem Wachstum in den Folgejahren.

Wir erwarten, dass vor allem Standardprodukte wie Vollversorgungstarife aufgrund der hoher Risikoaufschläge und eingeschränkter Transparenz graduell durch transparente Grünstrom-PPAs ersetzt werden. Wir gehen zudem davon aus, dass sich der Markt professionalisiert. Transaktionskosten werden durch Standardisierung reduziert. Intermediäre ermöglichen dem Mittelstand einen einfachen Zugang zu PPAs. Das ist auch im Interesse der Erzeuger: Sie können so ein neues Abnehmersegment erschließen.

Die Einführung von CfDs könnte in der Tat ein Hindernis darstellen; vor allem, wenn dadurch marktbasierte PPAs verdrängt werden. Der Bundesverband Erneuerbare Energien hat die möglichen Folgen zweiseitiger CfDs eindrücklich in einem Hintergrundpapier festgehalten. Die volkswirtschaftlichen Kosten könnten steigen. Das liegt unter anderem an höheren Preisen bei Ausschreibungen und dem Ausbluten der Langfristmärkte durch den Referenzmarkt. Wir halten es deshalb für essenziell, dass CfDs so ausgestaltet werden, dass sie auch weiterhin Anreize für marktbasierte PPAs erhalten.

trawa macht PPAs auch für den Mittelstand möglich indem es PPAs von Großanbietern einkauft und diese passgenau für jedes Mittelstandsunternehmen zur Verfügung stellt. Der PPA wird in eine Vollversorgung mit trawa als Energielieferant eingebettet.

Stichworte: Power Purchase Agreements (PPA), Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA), Mittelstand, Elektrizität, Nachhaltigkeit