Herkunftsnachweise für (Industrie-)strom: Ist wirklich alles grün was glänzt?

Robert Quick

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November 17, 2024

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Herkunftsnachweise für den deutschen Mittelstand: Wie Strom wirklich grün werden kann

In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowohl bei Verbrauchern als auch bei Unternehmen deutlich erhöht. Besonders der deutsche Mittelstand zeigt ein wachsendes Interesse daran, seinen Stromverbrauch auf erneuerbare Energiequellen umzustellen.  Eine konkrete Auswirkung dieser Entwicklung ist der Anstieg der Grünstromnachfrage mit Herkunftsnachweisen (UN-ER), wie vom Umweltbundesamt prognostiziert. Laut ihren Schätzungen wird die Nachfrage von 2023 bis 2030 voraussichtlich um ca. 168,5% steigen, von 216 TWh auf etwa 580 TWh. Dieses beeindruckende Wachstum spiegelt das gestiegene Interesse und Engagement der Unternehmen für erneuerbare Energien wider.

Doch was genau sind Herkunftsnachweise und welche Qualitätsunterschiede gibt es? In diesem Artikel werden wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen und uns insbesondere mit den Konzepten der Mengenparität, Regionalität, Gleichzeitigkeit und Zusätzlichkeit beschäftigen.

Quelle: Umweltbundesamt

Was sind Herkunftsnachweise?

Herkunftsnachweise, auch bekannt als "Guarantees of Origin" (GoOs), dienen als Nachweis dafür, dass eine bestimmte Menge an Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert wurde. Sie sind ein System, das Transparenz und Vertrauen in den grünen Strommarkt schafft. Sie sind im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) geregelt.

Das Herkunftsnachweisregister (HKNR) erfasst und überprüft alle Informationen zur Stromerzeugung und -vermarktung. Für jede erzeugte Menge an Strom aus erneuerbaren Energien wird ein Herkunftsnachweis als elektronisches Dokument ausgestellt, der dem jeweiligen Stromproduzenten zugeordnet wird. Durch den Erwerb von Herkunftsnachweisen können Unternehmen und andere Kunden sicherstellen, dass der von ihnen genutzte (Industrie-) Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt. Es gibt verschiedene Arten von Herkunftsnachweisen, wie den "Herkunftsnachweis EE" für Strom aus erneuerbaren Energien und den "Herkunftsnachweis KWK" für Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung.

Was für Qualitätsunterschiede gibt es und worauf ist zu achten?

Bei der Auswahl von Herkunftsnachweisen sollten Unternehmen auf verschiedene Qualitätsunterschiede achten, um sicherzustellen, dass ihre Stromlieferung wirklich grün ist

1. Mengenparität

Der erste Schritt hin zu vollständigem Grünstromeinkauf ist die Mengenparität beim Kauf von Herkunfstnachweisen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie einen Herkunftsnachweis erhalten, der genau die Menge an erzeugter erneuerbarer Energie abdeckt, die sie verbrauchen.

2. Regionalität

Der deutsche Mittelstand möchte häufig einen Beitrag zur Energiewende in der eigenen Region leisten. In diesem Zusammenhang bevorzugen viele Unternehmen Herkunftsnachweise, die den Strombezug aus regionalen erneuerbaren Energiequellen bestätigen. Durch den Kauf regionaler Herkunftsnachweise können Unternehmen die Entwicklung erneuerbarer Energien in ihrer unmittelbaren Umgebung unterstützen.

3. Gleichzeitigkeit

Ein entscheidender Qualitätsaspekt ist die Gleichzeitigkeit. Dies bedeutet, dass der Stromerzeugung und dem Stromverbrauch derselbe Zeitraum zugrunde liegt. Gleichzeitige Herkunftsnachweise stellen sicher, dass der verbrauchte Strom unmittelbar durch die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. Dies ist ein wichtiger Faktor für Unternehmen, die ihre CO2-Bilanz verbessern und ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren möchten. Die Gleichzeitigkeit wird maßgeblich durch den Wahl der zugrundeliegenden Technologie bestimmt. Wasserkraft hat ein stetiges Erzeugungsprofil, Solarstrom wird hingegen nur tagsüber erzeugt - vor allem im Sommer.

4. Zusätzlichkeit

Schließlich ist die Zusätzlichkeit ein weiterer Qualitätsfaktor, dieser wird allerdings nur selten erreicht. Dies bedeutet, dass der Herkunftsnachweis bestätigt, dass die erneuerbare Energie zusätzlich zur regulären Stromerzeugung produziert wurde. Die Zusätzlichkeit stellt sicher, dass durch den Kauf von Herkunftsnachweisen tatsächlich neue erneuerbare Energiekapazitäten geschaffen oder gefördert werden.

Welche Kritikpunkte gibt es an Herkunftsnacheise?

Trotz der positiven Aspekte von Herkunftsnachweisen im Strommarkt gibt es auch Kritikpunkte. Die mangelnde Einheitlichkeit der Zertifizierungssysteme führt zu Intransparenz und Verwirrung bei den Verbrauchern. Zudem besteht die Herausforderung der Regionalität, da Strom an einem Ort erzeugt und die Herkunftsnachweise an einem anderen Ort verkauft werden können. Dies wirft Fragen bezüglich des tatsächlichen Beitrags zur Energiewende auf. Des Weiteren ist es schwierig, die tatsächliche Umweltauswirkung des Stroms zu messen, da die Herkunftsnachweise keine konkreten Informationen über diese geben.Um diese Herausforderungen anzugehen, sind einheitliche und transparente Zertifizierungssysteme notwendig, die klare Kriterien für die Stromerzeugung festlegen. Zudem sollten Unternehmen  prüfen, ob Herkunftsnachweise die Mengenparität, Regionalität, Gleichzeitigkeit und Zusätzlichkeit erfüllen. Durch die sorgfältige Auswahl können Unternehmen sicherstellen, dass der von ihnen genutzte Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt und sie einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Welche Kosten sind für einen Herkunftsnachweis (HKN) zu bezahlen?

Aktuell liegen die Preise für Herkunftsnachweise für Endkunden je nach zugrundeliegender Produktionstechnologie (Wind, Solar, etc.) und Herkunftsregion (z.B. Europa, Skandinavien, etc.) bei um die 8 EUR pro Megawattstunde also 0,8 cent die Kilowattstunde (Stand Juli 2023). Die Preise variieren jedoch auch mit den oben beschriebenen Qualitätsunterschieden. Günstiger können Herkunftsnachweise üblicherweise durch den Abschluss eines Power Purchase Agreements (PPAs) bezogen werden.

Fazit: Echter Grünstrom ist schwer zu finden aber ist erforderlich für die Energiewende

Insgesamt können Herkunftsnachweise im Strommarkt ein nützliches Instrument sein, um Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, bewusste Entscheidungen für einen nachhaltigen Strombezug zu treffen. Dennoch sind weitere Anstrengungen erforderlich, um die Transparenz und Verlässlichkeit der Herkunftsnachweise zu verbessern und die Umweltauswirkungen des Stroms umfassend zu berücksichtigen. Nur so können Herkunftsnachweise ihr volles Potenzial entfalten und einen Beitrag zur Energiewende leisten.

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